GEHT NICHT GIBT'S NICHT: von Renate v. Eicken

Die EU unterstützt 100 Städte auf dem Weg bis 2030 klimaneutral zu werden

Städte sind weltweit für mehr als 70 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, denn hier leben die meisten Menschen. Das gilt auch für die Europäische Union:  EU-Städte nehmen nur 4 % der Landfläche der EU ein, beherbergen aber 75 % der EU-Bürger:innen.

Positiv ausgedrückt: Städte sind in einer erstklassigen Position, den Klimaschutz voranzutreiben und Innovationen für die Welt zu entwickeln.

112 von ihnen trauen sich nun beherzt an die Klimaneutralität bis 2030 heran und haben die EU-Kommission mit guten Konzepten überzeugt. Sie sind Teil einer EU-Mission, die die Klimaneutralität in Europa beschleunigen soll: Hauptstädte, Groß- und Kleinstädte aus 27 Mitgliedsstaaten und 12 weiteren europäischen Ländern - von Amsterdam über Brüssel, Madrid und Paris bis Zagreb.

Mit smarten Ideen in den Bereichen „Klima“ und „Digitales“ wollen die ausgewählten urbanen Kommunen Innovationszentren und Vorbilder für andere Städte in Europa und der ganzen Welt werden. Vor dem Hintergrund des jüngsten, alarmierenden Berichts des Weltklimarats (IPCC) vom 20. März ist dies ein hoffnungsvoller und dringend notwendiger Schritt.

Auch 9 deutsche Städte zählen sich zu den „100 Climate-Neutral and Smart Cities“ des EU-Programms: Aachen, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Main, Heidelberg, Leipzig, Mannheim, München und Münster.

Was allein die Teilnahme am Missions-Auswahlverfahren an „guter Energie“ für die Städte brachte, beschreibt Mannheims Bürgermeister Peter Kurz: „Bereits der Bewerbungsprozess war für uns als Stadt ein Gewinn, denn es wurde deutlich, dass wir nur durch die Zusammenarbeit aller in der Verwaltung, mit der gesamten Stadtgesellschaft und den Unternehmen dieses ambitionierte Ziel erreichen können.

EU-Missionen sind Teil des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon Europe für die Jahre 2021-2027 und haben das Ziel, bis 2030 „greifbare Ergebnisse“ in Sachen Klimawende zu liefern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: „Der grüne Wandel ist inzwischen in ganz Europa zu spüren. Aber es bedarf immer Wegbereiter, die sich selbst noch ehrgeizigere Ziele setzen.“

Die 100 Missionsstädte erhalten Mittel in Höhe von 360 Millionen Euro, um in Forschung und Innovationen zu sauberer Mobilität, Energieeffizienz und grüner Stadtplanung zu investieren.  

Bürger:innen stehen dabei im Mittelpunkt. Sie sollen durch neue Formen der Beteiligung zu Akteur:innen des Wandels werden und lebensnahe Verbesserungsvorschläge vor Ort beisteuern.

Nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ bietet die Städte-Mission außerdem Möglichkeiten zur Vernetzung unter den Städten und zum Austausch erfolgreicher Lösungsverfahren. Dabei wird sie durch die Missionsplattform NetZeroCities beraten. NetZeroCities: „Städte sind führend im Klimaschutz, stehen aber immer noch vor erheblichen strukturellen Hindernissen. Wir unterstützen sie, indem wir die Ursachen identifizieren und überwinden, die den Klimaschutz in großem Umfang behindern, und ein besseres Leben für die Bürger, ihre Kinder und den Planeten zu schaffen.“  

Auch Städte, die nicht unter den 100 Kandidaten sind, sollen über verschiedenste Unterstützung zu nachhaltigem Handeln motiviert werden – einerseits aus ökologischer Notwendigkeit heraus, aber andererseits auch, um den Anschluss an innovative Wirtschaftszweige weltweit nicht zu verpassen.

Berlin trägt besondere Verantwortung als Hauptstadt Deutschlands, das mit einem Anteil von knapp 2 Prozent am globalen Treibhausgasausstoß weltweiter Klimakiller Nr. 7 ist.

Der jüngste IPCC-Report spricht unmissverständlich Klartext: Die Auswirkungen des Klimawandels sind noch größer als im vorigen Sachstandsbericht. Hunderte internationaler Wissenschaftler:innen, die mehr als weltweite 100.000 Studien auswerteten, mahnen eindringlich: Tempo und Umfang der bisherigen Maßnahmen müssen drastisch ansteigen! UN-Generalsekretär António Guterres fasste es in einem Satz zusammen: Unsere Welt braucht Klimaschutz an allen Fronten - alles, überall, alles auf einmal!

Berlin muss jetzt entscheiden, ob es dabei sein und die Chancen für eine lebenswerte ökologische und ökonomische Stadtentwicklung ergreifen will.

Quellen: Websites der EU, NetZeroCities.eu, Deutscher Städte- und Gemeindebund