Die Frage, wohin uns die Zukunft führen wird, ist irreführend. Trotz der Begrenzung unserer Fähigkeiten, Talente und Einflussmöglichkeit: Wir selbst sind es, die in die Zukunft führen. Gerade als Wissenschaftler:innen sind wir verpflichtet, sowohl unsere spezifischen Fähigkeiten als auch unsere Werte, Kreativität und Mitgefühl einzusetzen, um eine nachhaltige Zukunft für alle Kinder und Enkelkinder zu schaffen.

Nach dem Studium der Botanik, Zoologie, Mikrobiologie und Biomathematik in Tübingen und Duke University und einer Promotion in Bayreuth habe ich mich ursprünglich auf die interdisziplinäre Forschung zwischen Biodiversität und Informatik spezialisiert. Meine Leitfrage war: Wie können wir die gegenwärtige Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen und der Biodiversität aufhalten?

Seit 2016 hat sich mein Forschungsinteresse darauf verlagert, wie Wissenschaftler zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen können. Als Rahmen hierfür nutze ich das „Donut“-Konzept, das planetarische Grenzen (wie den Verlust der biologischen Vielfalt, Landnutzungsänderungen, N+P-Zyklen oder den Klimawandel) mit sozialen Zielen der Menschen verbindet. Konkret untersuche ich die Rolle der Wissenschaft, der Wissenschaftler und der Wissenschaftskommunikation. Was sind die sozialen, politischen und psychologischen Faktoren, die den Übergang zur Nachhaltigkeit vorantreiben oder behindern? Wie hängen die aktuellen Krisen, einschließlich der Klima- und Biodiversitätskrise, zusammen und was sind gemeinsame Ursachen und Lösungen?

Im Februar 2019 habe ich "Scientists for Future" (S4F) initiiert, die ein von über 26800 Kolleginnen und Kollegen unterstütztes wissenschaftliches Statement zur "Fridays for Future"-Bewegung (Hagedorn et al., GAIA 2019) und einen internationalen Brief (Hagedorn et al., Science 2019) veröffentlichten. S4F ist ein nicht-institutioneller, überparteilicher, interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich für eine nachhaltige Zukunft und für eine inter- und transdisziplinäre Wissenschaftskommunikation einsetzen.

Mein Motto ist:
Ob wir als Wissenschaftler:innen schweigen oder reden: Beides ist politisch.